Mittwoch, 3. Januar 2018

11 Lebensmittel, die so tschechisch sind wie Pilsner Bier

1. Trdelník, eine weihnachtliche, knusprige Teigrolle mit Zimt, Kokos oder gemahlenen Nüssen außendrum. Wird in Deutschland teilweise unter dem Namen Baumstriezel verkauft, dort allerdings fast doppelt so lang. Gelegentlich werden trdelníky auch mit Eis und/oder Sahne gefüllt, meist sind sie aber hohl. In der Mitte steckt nämlich während des Backens die Stange, um die der Teig gewickelt wurde. Kommt ursprünglich aus Siebenbürgen (Rumänien) und ist über die Slowakei nach Tschechien gelangt. Eingeschleppte Touristenfalle oder lecker und mittlerweile richtig tschechisch? Da scheiden sich die Geister. Fest steht, dass es das in Tschechien auf der Hälfte aller Marktplätze zu kaufen gibt, in Deutschland hingegen nicht.

2. Der Rohlík, ein gerades Hörnchen, wird zum Frühstück mit Brotaufstrich bestrichen und für Ausflüge aufgeschnitten und mit Käse und Schinken gefüllt. Auch für die tschechische Version eines Hotdogs, ein Würstchen im Hörnchen (párek v rohlíku), wird dieses vielseitige Gebäck eingesetzt.

3. Pardubitzer Lebkuchen (Pardubický perník) in Form von Herzen, Hunden, Katzen oder Buchseiten. Im Pardubitzer Hauptbahnhof kann man auch mit Marmelade gefüllte Lebkuchen aus dem Snackautomaten ziehen.

4. Kofola, das ist tschechische Cola mit Hanf. Naja, ein ganz klein bisschen Hanf zumindest. Auch erhältlich mit Lebkuchen- oder Zitronengeschmack. Die Kofola-Werbung mit dem Spruch "Dáš si Kofolu?" genießt große Bekanntheit.

5. Das tschechische Pausenschnitzel (řízek). Wird von der Hausfrau am Vortag einer längeren Reise paniert und gebraten, über Nacht in den Kühlschrank gestellt und am nächsten Tag mitgenommen. Der Transport erfolgt eingewickelt in Alufolie oder Servietten oder in einer Brotdose. Eine ordentliche Ladung Schnitzel besteht aus großen und kleinen, runden und länglichen Schnitzeln, deren abstrakte Formen phantasievolle Interpretationen zulassen.
Merke: Wenn eine Familie irgendwo auf der Welt in der Bahn Schnitzel aus der Serviette auspackt und kalt genießt, müssen es Tschechen sein.


6. Alles aus der Cukrárna (Konditorei bzw. wortwörtlich "Zuckerei"). Dort gibt es zum Beispiel verschiedene Kuchenstücke, Karamell-Windbeutel, Nanuky (so was wie Schokoküsse, nur viel besser)...

...und bomby (mit Schokolade überzogene Dinger in Penisform, gefüllt mit Eierlikör).

7. Die Vorsuppe. Ein hlavní jídlo (Hauptgericht) ohne Suppe vorneweg zu verspeisen, ist barbarisch. Vorher muss irgendeine Suppe kommen, sei es nun gulášová (Gulaschsuppe), zelnačka (Sauerkrautsuppe), česnečka (Knoblauchsuppe) oder nudlová (Nudelsuppe). Gewürzt wird mit der Gewürzmischung Aromat.

8. Kyselka ("Säuerliche"). Das ist Limonade, die zwar süß schmeckt, aber eben nicht so übertrieben pappsüß wie die altbekannte heilige Dreifaltigkeit Cola, Fanta und Sprite. Das trinken alle Kinder, die noch nicht alt genug für Bier sind - sowie junggebliebene Erwachsene. Der Geschmack erinnert etwas an 7Up.
Die tschechische Dreifaltigkeit heißt Mattoni, Poděbradka und Hanačká.
(Als es Mattoni früher noch vor allem in Glasflaschen gab, hat es aber irgendwie besser geschmeckt.)

9. Süßigkeiten, die auf -a enden. Kann man sich Supermarktregal kann man zum Knabbern einstecken. Kolonada sind die berühmten riesigen, süßen Oblaten. Kofila ist ein Riegel Kaffee-Schokolade. Fidorka ist ein knuspriger Schoko-Waffel-Taler. Trubičky ("Röhrchen", Einzahl trubička) sind lange süße Dinger, die aussehen wie Zigarren, aber nicht zum Rauchen geeignet sind. Tatranky (Einzahl tatranka) sind Waffeln, die angeblich aus dem slowakischen Tatra-Gebirge stammen.

 10. Pito ("Trinkdas") ist die alltägliche Bezeichnung für alkoholfreies Bier. Die bekannteste alkoholfreie Sorte ist Bernhard mit dem sauberen Kopf. Um die Menschen in einem traditionellen Bierland dazu zu bringen, alkoholfreies Bier zu trinken, muss man sich einiges einfallen lassen - einen coolen Namen und einen hässlichen Glatzkopf auf dem Etikett zum Beispiel.

 11. Svíkčková ("Kerzige") ist das wichtigste tschechische Gericht. Es besteht aus extrem leckerer Soße, weißen Knödeln, deren Funktion lediglich darin besteht, diese Soße aufzusaugen, und Fleisch, weil Fleisch in Tschechien nun mal auch meistens dazugehört. Dazu kommen Schlagsahne und Preiselbeermarmelade, die eine ähnlich sinnvolle Funktion ausüben wie die eine dünne Gurkenscheibe auf dem Burger. Dieses Gericht sollte man wirklich mal probiert haben. Was es mit Kerzen zu tun hat, bleibt für immer ein Mysterium.

3 Kommentare:

  1. 2.-5. stimmt genau. ABER trdelník nie und nimmer. Schaue hier (auf Englisch) https://www.youtube.com/watch?v=qFCAbxSM9iQ

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    1. Ein Trdelník ist kein Bullshit, sondern lecker.
      Der Honest Guide begründet das ja nicht mal irgendwie - er scheint die Dinger einfach persönlich nicht zu mögen. (So geht man doch nicht mit Essen um.)

      Wenn es das in Tschechien in fast allen Großstädten gefühlt an jeder Ecke zu kaufen gibt (und in anderen Ländern wie Deutschland nicht), handelt es sich aus meiner Sicht um ein typisch tschechisches Essen. Es kommt zwar ursprünglich aus dem noch östlicheren Europa, aber das Schnitzel wurde ja z. B. auch nicht in Tschechien erfunden. Es hat sich in Tschechien einfach nur besonders stark verbreitet, sodass eine typische tschechische "Variante" entstanden ist.

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  2. Ich stimme dir voll und ganz zu.

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