Freitag, 28. August 2020

Flüsse: Morava (March)

Das hier ist der Berg Králický Snežník (unschöne Eindeutschung: Glatzer Schneeberg). Er trägt denselben Namen wie das Gebirger ringsherum: Králický Snežník (leicht veränderte Eindeutschung: Glatzer Schneegebirge). Dieser berühmte Berg liegt am Ende einer Tal-Sackgasse direkt auf der Grenze nach Polen. Er ist, um es in den Worten meiner Schwester zu sagen, ein "Dreipinkelweg". Geographen sprechen lieber von einer Europäischen Hauptwasserscheide. Wer auf dem Gipfel Wasser lässt, hat die Wahl, in welchem Meer das Wasser landen soll. Er muss sich nur in die entsprechende Himmelsrichtung drehen.

Auf der polnischen Seite fließt ein Bach zur Oder und in die Ostsee. Ein weiterer Bach landet über die Orlice/Adler und die Elbe in der Nordsee. Die Namen dieser kleinen Bäche kenne ich nicht. Der dritte Bach aber landet im Schwarzen Meer, und der hat einen bekannten Namen. Er heißt Morava (unnötige Eindeutschung: March) und damit genau so wie das östliche Drittel Tschechiens, dessen Lebensader er darstellt (das heißt eingedeutscht aber Mähren). Deshalb ist die Quelle eingefasst und ausgeschildert. Sie kommt aus Kalksteinhöhlen. Ich wollte da eigentlich gern mal hinwandern, aber leider war es für einen Tagesausflug zu weit und ich habe keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden.

Erst nach etwa zehn Kilometern taucht die erste Ortschaft auf. Auch sie wurde nach dem Fluss benannt: Dolní Morava (völlig inkonsequente Eindeutschung: Mohrau). Hier liegt ein großes Skigebiet mit außergewöhnlichem Aussichtsturm, Sommerrodelbahnen, Hängebrücke, Escape-Room-Bergwerk und Riesenspielplätzen. Die Bauarbeiten an diesem Erlebnisareal stören die Idylle in den Bergen allerdings massiv. Hoffentlich sind die bald fertig.


Die junge Morava ist noch flach und von Nadelbäumen verdeckt. Aber sie rauscht entschlossen gen Süden, um (neben Elbe und Moldau) einer der wichtigsten Flüsse des Landes zu werden.

Bald darauf öffnet sich das Tal. Aus dem Grenzgebirge wird Hügelland, und aus dem Bezirk Pardubice wird der Bezirk Olomouc. Mein Handy war der Meinung, dieser Übergang sähe in Schwarzweiß besser aus, und wer bin ich, dem zu widersprechen?

Ab durch die Mitte von Mähren!

Zügig steuert die Morava auf die Bezirkshauptstadt zu und durchquert Olomouc (unnötige Eindeutschung: Olmütz). Das ist die größte Stadt an der Morava.

Ruhiger zieht der Fluss zwischen flachen grauen Brücken, Parks und befestigten steinernen Ufern dahin, während orangefarbene Straßenbahnen über sie hinwegrumpeln.

Nur eine Straßenbahnhaltestelle entfernt strömen ihre Nebenflüsse parallel zur Morava dahin. Wer zwischen dem Bahnhof und der Altstadt unterwegs ist, überquert wirklich viele Brücken.

Olomouc ist eine alte Universitätsstadt mit prächtigen Gebäuden und weniger prächtigen Baustellen. Hügelige Straßen laden zum Schlendern und Entdecken ein. Mit etwas Glück entdeckt man sogar einen historischen Platz ohne Baustelle.

Diese Stadt verfügt über ein umfangreiches Sortiment an katholischen Gotteshäusern, vom klassisch-tschechischen weiß verputzten Exemplar über eine gotisch-graue Großstadt-Kathedrale bis hin zu einer kunterbunten Kirche, die man eher in Moskau erwarten würde.

Später durchquert der Fluss Uherské Hradiště. Der Name bedeutet so viel wie "ungarische Festung", denn genau das war der Ort früher. Daraus kann man schon mal schlussfolgern, dass er im Süden Tschechiens liegt.

Es handelt sich auch um eine Art Doppelstadt, denn direkt nebenan liegt eine zweite Stadt mit dem extrem sperrigen Namen Staré Město u Uherského Hradiště ("Alte Stadt bei der Ungarischen Festung"). Zwischen den beiden Städten fließt die Morava.

Uherské Hradiště hat mehrere große, belebte Plätze vor einer hübschen Häuserkulisse. Da standen gerade Buden, an denen Weihnachtsmarktleckereien verkauft wurden.


Am Rande der Innenstadt erstreckt sich ein Park mit einem besonderen Eingang. Solch ein kleines Tor habe ich bisher in keiner Stadtmauer gesehen. Größere Menschen sollten sich ducken.

Außerdem gibt es hier die schmalsten Fahrradstreifen der Welt.

Im Süden fängt die Morava an, ihre Länge zu pimpen, indem sie massiv mäandert. Das macht die Menschen misstrauisch, zumal sie dadurch nicht so gut mit Schiffen fahren können. Deshalb packen sie die Morava in Hochwasserdeiche ein.
Die Morava wird zum Grenzfluss zwischen Tschechien und der Slowakei. Dann fließt die Thaya dazu, der österreichische Grenzfluss, und die Morava trennt nun Österreich und die Slowakei voneinander. Dieser Abschnitt hat nur drei Brücken und eine Fähre. Weitere Fußgänger- und Fahrradbrücken lehnen die österreichischen Anwohner in Bürgerbefragungen regelmäßig ab.
Auf der österreichischen Seite verläuft der Kamp-Thaya-March-Radweg, aber in Tschechien gibts keinen richtigen Morava-Radweg.
Blick aus der Bahn auf den österreichischen Abschnitt

Kurz vor der slowakischen Hauptstadt Bratislava mündet die Morava in ein Durchbruchtal der Donau.

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