Mittwoch, 3. November 2021

Besondere Bauwerke

Einige dieser Gebäude sind so besonders, dass ich sie mal fotografieren musste. Andere stehen in Tschechien überall.

Der Kirchturm mit Axt neben der Kneipe Zur Axt:
Ein Dachdecker ist auf dem Kirchendach ausgerutscht und konnte sein Leben nur retten, indem er seine Axt in die Ziegel schlug. Zu seinem Gedenken steckt sie noch immer drin.

Das überwucherte Stadtschlösschen:


Das graue Bauernhaus:


Der Giraffenschlot und die gelben Wohnblöcke (paneláky) in der Siedlung (sídliště):


Das doppelfarbige Dunkelholz-Dorfhaus:

Die rotweiße Bergkapelle:


Die Schrottscheune:


Die versteckte Spitzkirche:


Die Kirche mit Glasdach (das ursprüngliche Dach ist eingestürzt und man wollte mal was Ungewöhnliches bauen):


Die klassische, gut erhaltene Roubenka (schwarzweiß, aus dem Holzbaukasten):

Der Schrottschuppen:


Die rote Stadtschlösschen:


Der Aussichtsturm auf dem Berggipfel Klet, bei dem die Felsen bis in die Toiletten hineinreichen:



Dienstag, 2. November 2021

Die Adersbacher Felsen

Eine weitere touristisch voll erschlossene Besonderheit der Natur sind die wundersamen Sandsteinsäulen der Adršpašské Skály. Also, so heißen die alle zusammen, allerdings hat auch jeder einzelne Fels einen Namen. So etwas nennt sich Felsenstadt.
Hier war ein Deutschlehrer zu Besuch.

Die Formen der Felsen müssen natürlich alle irgendwie gedeutet werden. Was ist das da hinten zum Beispiel? Eindeutig ein Liebespaar (Milenci).

Viele phantasievolle Interpretationsmöglichkeiten bietet auch der Zuckerhut (jep, eindeutig ein völlig jugendfreier Zuckerhut).

Damit er nicht umfällt, wird er mit Stöcken abgestützt.

Am Anfang des kostenpflichtigen Wanderwegs wartet ein wunderbarer Waldsee mit steilen Felsufer, den ich so eher in Schweden erwartet hätte. Leider darf man nicht darin baden, aber man kann noch eine Extrarunde um den See wandern, was mit quengeligen Kindern aber eine besondere Herausforderung darstellt.

Am Gotischen Tor nimmt der Wanderweg dann so richtig Fahrt auf...

...und windet sich durch eine enge Schlucht an der Metuje entlang.

Mitten in der Schlucht verbirgt sich der Elefanten-Marktplatz. Hier hatte jemand wirklich viel Fantasie bei der Namensgebung.

Auch eine Felskapelle und ein Miniwasserfall sind auf kurzen Abzweigungen zu finden.

Hier rastete Goethe 1790
(aus).

Wie in den Punkva-Höhlen kann man auch hier eine Runde Boot fahren. Das kostet einen kleinen Aufpreis. Dabei sieht man vor allem seltsame Holzfiguren im Wasser.


Mit der Bootsfahrt in den Höhlen kann dieser Kahn zwar nicht mithalten, der Steuermann ist hier allerdings genau so schräg drauf.
Die Bootsfahrt ist im Grunde eine Comedyshow. In einer völlig absurden Mischung aus tschechisch und polnisch Haut der Kapitän den Passagieren derbe Witze um die Ohren - über die Landschaft, den baldigen Untergang des Bootes, die geschnitzten Holzfiguren im Wasser und den jetzt aber wirklich baldigen Untergang des Bootes. Deutsche müssen sich mit einem laminiert Zettel begnügen, auf dem die Gags von Google Übersetzer völlig verwurstet wurden.
 


Unterwegs sind jede Menge Stufen zu überwinden, sowohl steinerne als auch metallene.

Am Ende des Rundgangs muss man noch durch eine enge Felsspalte namens Mauseloch schlüpfen. Wer zu dick ist, darf umkehren und denselben Weg zurücklaufen. Er verpasst nichts, denn danach kommt nur noch relativ normaler Wald.

Montag, 1. November 2021

Politik: Wie wird gewählt?

Es gibt viele Unterschiede zwischen deutschen und tschechischen Wahlen (volby).

1. Per Post kommt keine Wahlbenachrichtigung in dem Sinne, sondern die Stimmzettel (volební lístky) ohne Namen. Den nimmt man zum Wahllokal mit. Außer bei der Stichwahl, da reicht die Zeit nicht zum Verschicken und die Stimmzettel liegen schon im Wahllokal bereit.

2. Den nimmt man zum "Wahlzimmer " (volební místnost), zusammen mit seinem Personalausweis (občanský průkaz). Es gibt die Möglichkeit, auf dem Amt einen vorläufigen Ausweis anzufertigen, der für einen Monat gültig ist und sofort ausgestellt wird. Das ist praktisch.

3. Briefwahl gibt's leider nicht. Das ist weniger praktisch. Vor allem für Tschechen im Ausland, die nur in die Botschaft in der Hauptstadt wählen können (und auch nur, wenn sie das lange vorher beantragen), und für ältere, klapprige Menschen, die sich mühevoll die Treppe ins Wahllokal hinaufquälen müssen.

4. Normalerweise darf man nur in der Gemeinde wählen, wo man gemeldet ist. Falls man in einer anderen Gemeinde oder gar im Ausland in der tschechischen Botschaft wählt, muss man in einer aufwändigen Prozedur einen Wahlausweis (volební průkaz) beantragen, den man im fremden Wahllokal vorzeigt.

5. In den stilvoll eingerichteten Wahllokalen auf dem Dorf gehört es zum guten Ton, alle (wirklich alle) zu grüßen.


6. Wählen kann man
am Freitag von 14 bis 22 Uhr und
am Samstag von 8 bis 14 Uhr.
Wenn schon keine Briefwahl, dann wenigstens flexiblere Öffnungszeiten.

7. Bei der Stichwahl des Präsidenten braucht man keinen Stift, sondern legt einfach einen der beiden gelben Stimmzettel mit dem richtigen Namen in den Umschlag.


8. Die Parlamentswahl funktioniert folgendermaßen: Die Bürger erhalten einen dicken Packen Papier, für jede Partei ein DIN-A4-Blatt (am skurrilsten sind die Monarchie-Partei und die „Wir wollen ihre Stimmen nicht! Wählt uns nicht!“-Partei).

a) Zuerst wählen sie ein Blatt aus, das sie in den Umschlag legen wollen.

b) Falls Sie die Reihenfolge der Kandidaten auf dem Papier komplett in Ordnung finden, müssen sie nichts weiter machen. Ansonsten können sie vier Namen ankreuzen. Wenn genug Kreuze zusammenkommen, rücken die Politiker auf der Liste nach oben und kriegen früher einen Sitz. Diese Möglichkeit wird auch eifrig genutzt (anders als bei der deutschen Erststimme, wo viele einfach dasselbe wählen wie bei der Zweitstimme). Das Ankreuzen hat stark beeinflusst, wie sich das Parlament zusammensetzt. Das liegt auch daran, dass auf mehreren Blättern Wahlbündnisse aus mehreren Parteien antreten. Die Wähler picken sich dann alle Kandidaten ihrer Lieblingspartei heraus.

 
Mich überzeugt dieses System mehr als die deutsche Erst- oder Zweitstimme. Der einzige Vorteil der deutschen Erststimme ist ja, dass sie persönlicher, weil man jemanden aus dem eigenen Wahlkreis wählen kann. In Tschechien kann man zwischen deutlich mehr Personen wählen (auch wenn die nur aus dem eigenen Bezirk und nicht aus dem Wahlkreis kommen) und ist damit noch persönlicher.
Das tschechische System verursacht natürlich eine ganze Menge Papiermüll. Aber: Weil es keine Überhangmandate gibt, wächst das Parlament nicht immer weiter – und Extra-Abgeordnete verbrauchen sicherlich auch jede Menge Papierkram.