Donnerstag, 22. März 2018

Die Gebirgsgrenze

Was haben Tschechien und Mordor gemeinsam? Eine Gebirgsgrenze.
Man kann die Landesgrenze auf Satellitenaufnahmen problemlos erkennen, denn das Land wird von Gebirgen eingerahmt. Deshalb sagt man auch manchmal "Ich fahre in Tschechien hinein." anstatt "Ich fahre nach Tschechien."

Das Landesinnere besteht vor allem aus Hochebenen, Becken und ein paar Mittelgebirgen. So richtig flach und tief wird es nur selten. Auf manchen Karten ist die einzige dunkelgrüne Stelle Tschechiens das Tal der Elbe zwischen Mělník und Pardubice.

Die meisten Gebirge befinden sich allerdings außen.
Für alle Gebirge an der Nordgrenze Tschechiens gibt es auf Deutsch einen Oberbegriff: Sudeten.
Die offizielle tschechische Bezeichnung ist ein ganz klein wenig länger: Krkonošská-jesenická subprovincie. (Bitte alle nachsprechen!) Das tschechische Wort Sudety gibt es zwar auch, aber es wird aus irgendeinem Grund seltener verwendet. Vielleicht, um Ausländer zu verwirren.

Ganz im Westen liegt das Erzgebirge, danach folgt das hübsche Elbsandsteingebirge als erster Teilabschnitt der Sudeten beginnen.

Ein Gebirge reicht aber nicht als Grenze! Direkt hinter dem Elbsandsteingebirge folgt das Böhmische Mittelgebirge (České středohoří), das zu großen Teilen aus Vulkangestein besteht. Es erstreckt sich ins Landesinnere bis nach Litoměřice und hat eine Menge Burgruinen.




Das größte Gebirge Tschechiens ist das Riesengebirge. Der tschechische Name ist um einiges klangvoller und enthält deutlich weniger Vokale: Krkonoše. Dort lebt nämlich angeblich der Riese Krakonoš, der es vor Wilderern schützt.





Das Riesengebirge ist toll! Hohe farbenfrohe Berge, tiefe Täler, reißende Flüsse und Wasserfälle gibt es dort zu entdecken.
Der höchste Berg Tschechiens befindet sich auch dort, direkt an der polnischen Grenze: die Sněžka (Schneekoppe). Sie ist 1603 Meter hoch. (Die Höhe wird sich zwar eh niemand merken, aber der Vollständigkeit halber...)
 

Nebenan befindet sich das Adlergebirge (Orlické hory). Das ist zwar eine Nummer kleiner, aber voller schöner Wanderwege, Skigebiete und rauschender Bäche. Außerdem sind die Chancen, hier einen der namensgebenden Adler zu sehen, zumindest besser als die Chancen, im Riesengebirge den Riesen zu finden. (Es sei denn, ein kräftiger, großer Skifahrer oder Mountainbiker zählt für Sie schon als Riese.)

Das Adlergebirge liegt auf der linken Seite eines polnischen Einschnitts, wo Polen tief in Tschechien hineinragt. Die Grenzgebirge rahmen ein Becken ein, in dessen Mitte die polnische Stadt Kłodzko (Glatz) liegt.

Auf der anderen Seite des Beckens befinden sich die Glatzer Schneeberge, deren größter Gipfel der Glatzer Schneeberg ist. Auf Tschechisch ist die Bezeichnung für den recht großen Berg und das recht kleine Gebirge sogar identisch: Králický Sněžník.

Als nächstes folgt das Altvatergebirge (Jeseníky). Nachdem im Osten Tschechiens, fast schon bei Ostrava, die letzten Ausläufer des Altvatergebirges enden, folgt ein ganz kurzes Stück ungesicherte Grenze ohne richtige Berge...

...und dann zum Ausgleich eine doppelt gesicherte Grenze: Hier liegen die Beskiden (Beskydy) und direkt dahinter die Javorníky.

Im Süden Tschechiens gibt es dann nochmal einen Abschnitt ohne richtiges Grenzgebirge  - wobei, Gebirge gibt es da schon. Sie liegen nur nicht direkt auf der Grenze, sondern etwas weiter im Landesinneren. Besonders faszinierend ist hier der Mährische Karst (Moravský kras).

Und schließlich wären da noch, im Südwesten, an der Grenze zu Österreich und Deutschland, der große Böhmerwald. (Hinter der Grenze nennt man ihn dann Bayrischen Wald, aber im Prinzip ist das dasselbe Gebirge.) Auch hier ist der tschechische Name um einiges schöner: Šumava. Das klingt ja schon richtig nach dem Rauschen des Waldes...

Soweit unser kurzer Rundflug entlang der natürlichen Gebirgsgrenze Tschechiens.

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