Samstag, 17. März 2018

6 Stufen böhmischer Burgen


1. Versteckter Steinhaufen
Hier braucht man Phantasie! Diese Ruine im Wald bei Klášterec nad Ohří ist kaum noch als solche zu erkennen. Wenn man auf den Berg gewandert ist, braucht es Geduld, um zwischen Baumwurzeln, Erde und Felsen ein paar steinerne Überreste zu finden - und dann zu vermuten, was genau diese Überreste mal waren. Immerhin hat man es dabei schön schattig.

Unten im Dorf gibt es einen Lebensmittelladen ohne Kassiererin. Nachdem wir minutenlang gewartet und gerufen hatten, gingen wir unverrichteter Dinge wieder raus. Im Prinzip hätten wir den Laden ausräumen können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.


2. Erkennbarer Steinhaufen mit Häuschen
Die Burgruine von Potštejn wurde von einer deutschen Familie erworben, die dort nach vergessenen Schätzen graben wollte. Dabei zerstörten sie aber die Fundamente und die Burg stürzte ein, sodass man auch hier einiges an Fantasie braucht. Wo früher die Burgkapelle stand, hat man heute wieder ein Kapellenhäuschen errichtet.
Man kann nur im Rahmen einer Führung zwischen den alten Steinmauern herumlaufen.


3. Steinhaus und Steinhaufen
Da ist diese Ruine schon eher als Burg zu erkennen, denn das Hauptgebäude wurde wiederhergestellt. So kann man durch leere Steinzimmer laufen und muss sich nur noch die mittelalterlichen Möbel vorstellen. Im Sommer finden hier Mittelaltermärkte und Puppentheater statt, etwa Der Glöckner von Notre Dame in einer kindgerechten Version.


4. Eigentlich vollständige Burg
Die Burg in Náchod bietet von außen aufgemalte Steinblöcke und von innen teils langweilige (Geweihe, kiloweise Porzellan), teils kuriose (das Bild eines dreibeinigen Mannes von einem betrunkenen Maler) Ausstellungsstücke.


5. Stadtburg
In Prag und Český Krumlov stehen zwar die größten Burgen des Landes, und sie sind ja in der Tat verdammt riesig, aber... naja, gerade das Ding in Prag sieht gar nicht so sehr wie eine Burg aus, sondern eher wie eine ziemlich großer Ansammlung ziemlich großer Gebäude mit ziemlich großen Innenhöfen. Und mittendrin ein noch größerer Dom, der gar nicht so zum Drumherum passt.


6. Vollständige Burg mit dem gewissen Etwas
Meine Lieblingsburg ist stattdessen die Burg Bouzov im nordöstlichen Tschechien, denn die sieht nicht nur fröhlich und bunt, sondern vor allem einfach... burgig aus. Kein Wunder, dass hier viele Märchenfilme gedreht wurden. Die Burg gehörte diversen tschechischen Adelshäusern und wurde später an den deutschen Ritterorden verkauft.
Südwestlich von Prag liegt die Burg Karlštejn, laut einigen die sehenswerteste Burg des Landes. Da war ich zwar noch nicht, aber von den Bildern her könnte ich sie ebenfalls in diese Kategorie einordnen.
In Bouzov kommt so richtig Mittelalter- und Märchengefühl auf, auch wenn das echte Mittelalter natürlich weder so bunt noch so schön wie diese Burg war.


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