Sonntag, 30. August 2020

Was tun gegen tschechische Mäuse?

Mäuse sind ja eigentlich ganz putzige Tierchen. Allerdings gehören sie wahlweise nach draußen in die Natur, in ein Terrarium oder in einen Zoo. Wenn ich abends auf einem Sofa sitze und eine Maus über die Sofalehne krabbelt, ist das nicht ganz richtig. Und wenn sie nachts im Schlafzimmer andauernd an irgendetwas knabbert, ist an Schlaf nicht mehr zu denken.
Hier also ein Ratgeber, was mit einer tschechischen Maus in einem tschechischen Haus zu tun ist.

A. Die Zugänge blockieren

Wie kommen die Mäuschen überhaupt in die Wohnung rein? Die Frage lässt sich leicht beantworten, wenn an mehreren Stellen offene Röhren in der Wand klaffen und einige davon bereits mit Alufolie verstopft sind. Durch die alten Heizungsrohre kommen die Tierchen problemlos aus dem Keller nach oben. Im Schrank liegt noch eine angebrochene Rolle Alufolie. Die Lösung scheint einfach.

1. Stopfen Sie also die verbliebenen Löcher mit einem dicken Pfropfen aus der verbliebenen Alufolie zu.

2. Lauschen Sie die ganze Nacht, wie eine Maus versucht, den Pfropfen durchzunagen: Krrpkrrpkrrp. Fragen Sie sich, wer zuerst nachgibt: dickes zerknülltes Aluminium oder Mäusezähne? Stopfen Sie besorgt etwas Folie nach.

3. Hören Sie nach mehreren Nächten dennoch auf einmal: Krrpkrrpkrrppop… raschel, raschel. Die Maus hat es geschafft. Verstopfen Sie das Loch mit zunehmender Verzweiflung wieder.

4. Finden Sie erst nach vielen Wochen heraus, wo die meisten Mäuse tatsächlich herkommen: unter dem Klo. Öffnen Sie dazu die Klotür und sehen Sie zufällig eine Maus unter dem Porzellanklosett verschwinden. Entdecken Sie einen winzigen Spalt, durch den selbst der dünne Mäusekörper gerade so passt. Der wäre ihnen ansonsten nie aufgefallen. Verstopfen Sie ihn mit dem letzten Rest an Alufolie, bevor die Rolle leer ist. Hoffentlich gibt es nicht noch mehr solche unsichtbaren Zugänge in der Wohnung.

B. Die Mäuse fangen

Selbst wenn Sie es schaffen, wirklich alle Zugänge zu verschließen, sind ja trotzdem schon Mäuse in Ihrer Wohnung. Und mit den Lebensmitteln, die hier liegen, wird es denen hier drin bis an ihr Lebensende vermutlich besser gehen als draußen. Wie werden Sie die Gäste also los?
Die Tschechen sagen: Hier haste ne Falle, bring sie halt um. Die Deutschen sagen: Das kannst du doch nicht machen, versuch die erst mal auf der Wiese auszusetzen. Die Tschechen sagen: Dann ist die ruckzuck wieder bei dir in der Wohnung.
Ist es albern, sich Vorwürfe für das Töten einer Maus zu machen? Die will Ihnen (anders als die Mücken, die Sie zerklatschen) ja nicht einmal schaden, sondern nur essen und überleben.
Die tschechische Mentalität lässt nicht unbedingt darauf schließen, dass es im Dorf oder in der nächsten Kleinstadt so etwas wie Lebendfallen zu kaufen gibt. Mitten in diesem internationalen ethischen Konflikt ist es an Ihnen, zu improvisieren.

1. Erfinden Sie eine Lebendfalle mit dem, was Ihnen zur Verfügung steht. Alles, was Sie dazu brauchen, ist
  • ein Papierkorb mit fest verbundener Klappe
  • eine Schnur
  • ein Stück knochentrockenes (Das ist wichtig!) Hörnchen
  • Sie selbst, im Bett, lauschend
2. Sobald die Maus nachts im Papierkorb lautstark am Hörnchen knabbert, ziehen Sie stark an der Schnur. Der Papierkorb richtet sich auf, die Klappe schließt sich, die Maus sitzt fest.


3. Übergeben Sie die Maus an Ihre deutsche Verwandtschaft und schauen Sie zu, wie diese vergeblich versuchen, das Tier im heimischen Terrarium zu integrieren. Diese haben irgendwo gehört, dass es helfen soll, Mäuse mit demselben Duft zu besprühen, damit sie sich gegenseitig akzeptieren. Dies ist allerdings vollkommener Blödsinn. Überlegen Sie, ob es nicht gnädiger gewesen wäre, die Maus in Tschechien sofort zu töten.


4. Verschenken Sie die Maus schließlich zusammen mit der Verwandtschaft heimtückisch auf einem Gewinnspiel während einer Familienfeier. Die Aufgabe ist, sich einen Namen für die Maus auszudenken. Was der Preis ist (die Maus selbst), verraten Sie erst hinterher.

5. Eine andere, ganz simple Lebendfalle ergibt sich, falls eine Maus morgens einfach mal in ihren Rucksack klettert: Reißverschluss zu, fertig. Öffnen Sie den Rucksack draußen in Gegenwart eines streuenden Katers. Dann war ihr Tod zumindest zu etwas gut.

C. Die Mäuse töten

Einige Wochen ist Ruhe, dann geht es wieder los. Die Mäuse kehren zurück, vermutlich haben Sie ihre Schwäche längst erkannt. Sie können nicht jede Nacht eine lebend fangen, und auch der Kater ist nicht immer da, wenn Sie ihn suchen. Geben Sie also auf und verfahren Sie nach der tschechischen Methode.

1. Lassen Sie sich Giftkügelchen geben und verteilen Sie diese auf Deckeln in der Wohnung. Berühren Sie das Gift nicht. Erhalten Sie ein Achselzucken auf Ihre Frage, ob sich die vergiftete Maus nicht in einen Winkel der Wohnung zurückzieht, dort stirbt, verwest und stinkt.

2. Hat dies keine ausreichende Wirkung erzielt, verteilen Sie weiße zuklappende Mäusefallen mit Katzenfutter drin in den Zimmerecken neben den Röhren und neben dem Biomüll.

3. Fangen Sie sechs Mäuse innerhalb von zwei Tagen und werfen Sie sie weg. Dann ist Ruhe. Ihr schlechtes Gewissen ist beinahe verschwunden, Sie sind nur noch froh, dass es vorbei ist - wenn auch nicht für immer.

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