In
der Schule genauso wie im Tanzkurs habe ich viele neue Freunde
gefunden, so dass ich gar nicht an den Abschied im Februar denken
möchte, wo wiederum meine vermissten deutschen Mädchen warten.
Lustigerweise habe ich mich sofort mit einer kleinen Gruppe charmanter und humorvoller Jungs aus meiner Klasse verstanden. Ich nenne sie charmant, weil sie mir als gut erzogene Tschechen mit ernstem Gesicht in den Mantel helfen wollen oder sozial, wie sie sind, die Türen aufhalten. Wenn ich mich als selbständiges Mädchen dem zu widersetzen versuche, habe ich keine Chance.
Besonders
glücklich macht es mich, dass mittlerweile niemand mehr richtig
erkennt, dass ich nicht dieselben Erfahrungen mit der Sprache habe
wie die anderen. Wenn ich noch ein paar Fehler mache, will ich sie
unbedingt verbessert haben. Im Tschechischen gefallen mir die
Verniedlichungsformen (Diminutiv) so gut. Jedes Wort erhält nämlich
ein „-ček/-čka/-ičky“ angehängt (entspricht „-chen“ oder
„-lein“), egal ob die Dinge wirklich niedlich sind. Eine Pfanne
kann über drei Kochplatten reichen, sie ist immer noch ein
„Pfännchen“-„pánvička“, die großen Jungs tragen beim
Tanzkurs weiße „rukavičky“ – Handschuhchen (ungelogen).
Die
beinah erste Frage, die mir hier in der Klasse gestellt wurde, war,
welche tschechischen Schimpfwörter ich kenne und ob ich ihnen ein
paar deutsche beibringen könnte. Jetzt kursiert in der Schule das
erfundene Wort „Stranke“, welches ich als schlimmstes deutsches
Schimpfwort vermarktete.
Die Mutter dazu:
Sie ruft gern zu Hause an und meldet sich ansonsten, wenn es um den
Wunsch nach neuen Kleidern geht. Im Tanzkurs tragen die tschechischen
Mädchen nämlich dem Vernehmen nach niemals dasselbe Kleid. Da man
sich den Gebräuchen eines Landes anpassen sollte, wird fleißig
online bestellt.
„Ach, du denkst nur noch an Kleider!“
„Das stimmt ja nun wirklich nicht! Im Moment denke ich an
einen Mantel!“